IndyRA: Personalisierte Autoimmun-diagnostik am Beispiel der Rheumatoiden Arthritis

Im Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft 2015 "IndyRA: Personalisierte Autoimmun-diagnostik am Beispiel der Rheumatoiden Arthritis" sollen insbesondere aus der Sicht der Versorgungsmedizin die Betreuung von Chronisch-Kranken in der alternden Gesellschaft über Infrastrukturmaßnahmen gestärkt werden. Hierzu sollen Innovationen, wie sie von der Firma "Gesellschaft für Individualisierte Medizin (IndyMed) mbH" in MV getätigt werden, zusammen mit den Rheuma-Zentren Greifswald und Rostock, den niedergelassenen Ärzten und Rheumatologen und den Reha-Zentren für Rheumatologie im Rahmen einer Pilotstudie validiert werden. Hierzu zählen I. die Teilnahme an einer Umfrageaktion, II. die Nutzung des IndyMed-ACPA Schnelltests und III. die Zurverfügungstellung von ausgewählten RA Seren, die zur Qualitätsbeschreibung der IndyMed-Assayverfahren genutzt werden und letztendlich zur Therapieoptimierung der Rheumatoiden Arthritis weltweit beitragen sollen. Die IndyMed-Assays haben das Potential, Markanteile am internationalen Diagnostikmarkt erhalten zu können. Über die Förderung des IndyRA- Projektes können neue wettbewerbsfähige und beschäftigungswirksame Produkte entwickelt werden, die die Dienstleistungsangebote der hiesigen Gesundeitswirtschaft erweitern, bzw. verbessern (Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen). Die hier dargestellte Infrastruktur könnte Teil eines zukünftigen MV Exzellenzclusters werden.

Ausschreibung Ideenwettbewerb

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Erfahrungen und Kompetenzen des Antragstellers, Referenzen

Prof. H.-J. Thiesen leitet das Institut für Immunologie an der Universität Rostock seit dem 01.02.1995. Seine Kenntnisse in der funktionellen Genomforschung (EMBL Heidelberg, 1985-1987) und in der molekularen Immunologie (Basel Institut für Immunologie (1987-1995) ermöglichten es ihm, als eines der Bundessieger des BMBF Ideenwettbewerbs "Molekulare Medizin" für das BMBF Leitprojekt "Proteom-Analyse des Menschen" eine Fördersumme von 22,4 Millionen DM zu erhalten und das BMBF-Leitprojekt von 1999 bis zum 2004 erfolgreichen zu koordinieren. Im Rahmen dieses Förderzeitraumes wurde das Steinbeis-Transferzentrum für Proteom-Analyse 1999 und als Spin-Off des BMBF-Leitprojektes 2004 die Gesellschaft für Individualisierte Medizin (IndyMed) mbH gegründet. Zur Verbesserung der Infrastruktur, um KMUs in Rostock ansiedeln zu können, hat Herr Prof. Thiesen die erste Machbarkeitsstudie zum Bau des Biomedizinischen Forschungszentrums zusammen mit der Stadt Rostock 2002 initiiert. Im Dezember 2005 konnten dann die Forschungsflächen im städtischen Bereich des BMFZ von der Firma IndyMed und dem STZ für Proteom-Analyse bezogen werden. Mit Unterstützung des BMBFs wurde die Datenbank des Rostocker Epitope Screening Center (RESC), siehe auch Lustrek et al., 2013, von der Firma IndyMed in enger Kooperation mit dem Institut für Immunologie (Universität Rostock) erstellt. Die Epitop-Datenbank umfaßt mehr als 20 Millionen Messdaten von Epitop-Antikörper-Reaktivitäten (EAR). EAR von Patienten-Seren wurden an ca. 150.000 unterschiedlichen Peptiden gemessen. Im BMBF-BioChance-2Plus-Programm hat die Firma IndyMed mit Unterstützung des BMBFs in den letzten Jahren diagnostische Assay-Verfahren zur Verbesserung der RA-Diagnostik entwickelt, die nun Grundlage des IndyRA-Projektes im aktuellen Ideenwettbewerb sind.

Prof. Thiesen hat in umfangreichen Vorarbeiten methodische Fragestellungen zum Studium von Epitop-Antikörper-Reaktivitäten (EAR) in zahlreichen Kooperationen u.a. mit dem Proteom-Zentrum Rostock (Prof. Glocker), der Rheumaklinik in Vogelsang-Gommern (Prof. Kekow), mit dem Hans-Knöll-Institut (HKI) in Jena (Prof. Guthke), mit der Firma Scienion (Dr. Eickhoff) und der Firma Diarect (Dr. Kneusel, Freiburg), mit JPT (Dr. Schutkowski, Berlin) und dem IBMT in Golm/Potsdam (Prof. Bier) und PepperPrint (Dr. Stadler, Heidelberg) untersucht, die jetzt im Ideenwettbewerb IndyRA nutzbar gemacht werden.

Die Firma IndyMed hat in Zusammenarbeit mit der Klinik für Rheumatologie in Vogelsang-Gommern (Leitung: Prof. Kekow) die Antikörpermuster von RA Patienten mit dem Ziel charakterisiert, die Aussagekraft der jetzigen Anticitrullinierten-Protein-Peptid-Antikörper (ACPA) Assays (auch CCP Assays genannt) für die Rheuma-Diagnostik zu erweitern (zum Vergleich siehe Dries Coenen et al., 2007), bzw. auch die Früherkennung einer beginnenden Rheumatoiden Arthritis zu verbessern (Nicaise-Roland et al., 2011). Hierzu wurden von der Firma IndyMed vier unterschiedliche Assay-Formate entwickelt, die jetzt auf ihre klinische Wertigkeit im Rahmen des Ideenwettbewerbs Gesundheitswirtschaft 2015 hin geprüft werden sollen.

Aufgrund dieser Analysen sind folgende Testverfahren als Prototypen entwickelt worden, die jetzt erstmalig an ausgewählten Patientenkollektiven validiert werden können und im Rahmen des Ideenwettbewerbs auf ihre diagnostische und klinische Relevanz hin untersucht werden sollen.

  1. Der IndyMed-ACPA Schnelltest ermöglicht es, innerhalb von 30 min zu prüfen, ob ACPA-Antikörper vorliegen. Dieser Test kann vor Ort vom Rheumatologen bzw. niedergelassenen Mediziner eingesetzt werden.
  2. Der Multiplex-ACPA-Assay, der genutzt wird, um Rheuma-Patienten zu klassifizieren. Diesem Assay legt offen, ob die RA-Antikörper eines RA-Patienten viele unterschiedliche oder nur wenige spezifische ACPA-Peptide erkennen.
  3. Der IndyMed-ACPA-Activity-Assay erlaubt es, RA Patienten zu definieren, die eine sehr aggressive RA haben und deshalb eventuell umgehend mit Biologika therapiert werden sollten. Dieser Assay sollte in Zukunft als Schnelltest der 2. Generation eingesetzt werden.
  4. Der IndyMed-ACPA-Early-Assay soll Probanden identifizieren, die möglicherweise zukünftig an RA erkranken könnten. Hierzu werden Seren von Blutspendern untersucht.

Die Assay-Verfahren sollen im Rahmen von Schnelltests realisiert werden, die es dem behandelnden Arzt erlauben, bisherige ACPA Messergebnisse innerhalb von 30 Min. zu überprüfen, bzw. als Grundlage für weitere Therapie-Entscheidungen zu übernehmen.
Hierzu nutzt die Firma IndyMed das Lateral-Flow-Verfahren, welches ursprünglich von der Firma Dr. Fooke Laboratories entwickelt wurde, siehe Abbildung 1 und Abbildung 2.

Abbildung 1: Der LFA (Lateral Flow Assay) Reader ist ein mobiles Messgerät zur quantitativen Auswertung und Dokumentation von Autoimmun Lateral Flow Assays.

Die Lateral Flow Multiplex Analytik ermöglicht es, bis zu acht unterschiedliche Seren bzw. bis zu acht unterschiedliche ACPA Peptide zu verwenden, siehe Abbildung 2.

Abbildung 2:
Lateral Flow Assay mit Achtfach-Kassette, bzw. als Einfachkassette.
S = Auftragsposition der Probe (enthält Patientenprobe, Sekundärantikörper, Laufpuffer )
Ergebnisfeld T = Testreaktion
C = Kontrollreaktion

Die IndyRA-Assays sollen bei positivem Ergebnis das erste kommerzielle Diagnostik-Produkt der Firma IndyMed sein. Die IndyRA Assays werden dann über etablierte Diagnostikfirmen vertrieben werden.



Aussagen zum Projektinhalt

Situationsbeschreibung und Bedarfsanalyse
Im Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft 2015 "IndyRA: Personalisierte Autoimmun-diagnostik am Beispiel der Rheumatoiden Arthritis" sollen insbesondere aus der Sicht der Versorgungsmedizin die Betreuung von Chronisch-Kranken in der alternden Gesellschaft über Infrastrukturmaßnahmen gestärkt werden. Hierzu sollen Innovationen, wie sie z. B. von der Firma "Gesellschaft für Individualisierte Medizin mbH" (IndyMed) in MV getätigt werden, umgehend der Region bzw. den Patienten und auch Reha-Zentren des Landes zugute kommen. Im IndyRA Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft 2015 werden IndyMed-Assay-Formate zur Subklassifikation der Rheumatoiden Arthritis (RA) eingesetzt:

  1. um die Assay-Verfahren der Firma IndyMed zu validieren
  2. um im Rahmen dieser Validierungsphase eine Infrastruktur zu etablieren, die zukünftig für weiterführende Projekte im Rahmen der Exzellenzinitiative des Landes MV genutzt werden können.

Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronisch verlaufende systemische Entzündungserkrankung, die eine Verbreitung von ca. 0,8 % in der Weltbevölkerung hat. Eine frühe Diagnostik der RA gestaltet sich schwierig. Insbesondere kann nur im klinischen Verlauf ermittelt werden, ob eine sehr aggressive oder weniger aggressive Form der RA vorliegt, so dass eine frühzeitige Therapie der aggressiveren Form der RA nicht möglich ist. Die Patienten mit schweren Verläufen benötigen eine jahrelange Therapie mit Biologika, die in Deutschland Therapiekosten pro RA-Patient und Jahr von 25.000 bis 30.000 Euro ergeben. Ca. 75% bis 80% aller RA Patienten weisen einen positiven CCP/ACPA Test auf. Die ACPA Werte der bisherigen Assays korrelieren aber nicht mit dem Krankheitsgeschehen (Disease Activity Score: DAS).

Die Firma IndyMed bringt vier unterschiedliche Assay-Formate in die RA-Diagnostik ein, um diese auf Ihre klinische Wertigkeit hin zu prüfen. Hierzu soll eine entsprechende Infrastruktur unter Einbindung der Rheuma-Zentren Greifswald und Rostock, niedergelassener Rheumatologen, niedergelassener Ärzte und der Reha-Zentren für Rheumatologie im Rahmen einer Pilotstudie etabliert werden. Hierzu werden den Kooperationspartnern drei Möglichkeiten der Zusammenarbeit angeboten: I. Teilnahme an einer Umfrageaktion, II. Nutzung des IndyMed-ACPA Schnelltests und III. Die Zurverfügungstellung von ausgewählten RA Seren, die dann von der Firma IndyMed analysiert werden. Alle vier Indymed Assay-Formate werden nach den gleichen Grundsätzen validiert. Für jede Zielgruppe eines jeden Assay-Verfahrens werden entsprechende Patientengruppen zusammengestellt. Hierzu werden bisher schon bestehende Zusammenarbeiten mit Herrn Prof. Kneitz (Rheuma-Zentrum Rostock, Klinik Südstadt) und dem Institut für Immunologie (Frau Prof. Müller-Hilke) integriert, (siehe Engelmann et al., 2014), bzw. Zusammenarbeiten zwischen Herrn Prof. Thiesen mit Herrn Prof. Kiefel (Blutbank der Universität Rostock) werden fortgeführt. Die Integration niedergelassener Ärzte wird in enger Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Altiner (Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, Universität Rostock) vorbereitet. Eine überregionale Vernetzung mit Interessenten außerhalb von MV wird von Herrn Frank Graage vom Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost übernommen.

Publikation:
Engelmann R, Wang N, Kneitz C, Müller-Hilke B. Bone resorption correlates with the frequency of CD5+ B cells in the blood of patients with rheumatoid arthritis. Rheumatology (Oxford). 2015 Mar;54(3):545-53. doi: 10.1093/rheumatology/keu351. Epub 2014 Sep 5. PubMed PMID: 25193807.

Ziele, Inhalte und angestrebte Ergebnisse des Vorhabens
Das IndyRA Projekt umfasst langfristige, mittelfristige und kurzfristige Zielsetzungen, die im Rahmen des IndyRA-Projektes im Ideenwettbewerb 2015 realisiert werden sollen. Das langfristige Ziel ist es, unter Einbindung der Versorgungsmedizin unter Nutzung des Ideenwettbewerbs eine Infrastruktur aufzubauen, die nicht nur aus einer Kommunikation zwischen der Klinik beim Vorliegen eines stationären Aufenthaltes, bzw. dem behandelnden Arzt und dem Patienten besteht, sondern die eine Infrastruktur schafft zur Integration und Auswertung anonymisierter Patientendaten zur Unterstützung der medizinischen Forschung. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs Gesundheitsforschung bietet es sich als zielführender Ansatz an, die Betreuung und Versorgung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis als Pilotstudie zu nutzen, um jetzige diagnostische Verfahren und heutige Therapieverläufe in Beziehung zu zukünftigen/innovativen Diagnostikverfahren setzen zu können wie sie von der Firma IndyMed entwickelt worden sind. Die Erfahrungen, die hier in diesem Pilotprojekt IndyRA getätigt werden, sollen Interessenten bzw. Koordinatoren ähnlicher Projekte zur Verfügung gestellt werden. Hier würden sich u.a. Projekte im Bereich der Orthopädie anbieten (Arthrose-Forschung: vergleichende standardisierte Analysen von Synovialisbiopsien), da der Rheumatoiden Arthritits vergleichbare Gelenkdestruktionen auch bei der Osteoarthritis auftreten. Herr Prof. Merk könnte hier eine Schnittstellenfunktion übernehmen, da er die Leitung des Rheumazentrums Greifswald und der Orthopädischen Klinik im Klinikum Greifswald innehat. Für die vier IndyMed Assay-Verfahren sollen die Spezifitäten, die Sensitivitäten, die Linearitäten und die Reproduzierbarkeiten bestimmt, bzw. deren Leistungsparameter mit bisher erhältlichen ACPA Assays verglichen werden. Hierzu werden u.a. im Rahmen der statistischen Auswertung ROC Kurven erstellt. Die statistische Auswertung wird von Herrn Steinbeck am Institut für Immunologie, Universität Rostock, übernommen.

Arbeitspaket AP 1: IndyMed-ACPA Schnelltest
Der IndyMed-ACPA Schnelltest ermöglicht es, innerhalb von 30 min zu prüfen, ob der Patient ACPA-Antikörper bildet. Die Firma IndyMed nutzt im IndyMed-ACPA Schnelltest ein ähnliches Verfahren, wie dieses im Autoimmun-Lateral-Flow-Assay der Firma Dr. Fooke Laboratories eingesetzt wird. Der IndyMed Schnelltest ermöglicht es schon innerhalb von 20-25 Min ein Testergebnis zu erhalten, siehe Abbildung 3:

Abbildung 3:
Der ACPA-Schnelltest kann vor Ort vom Rheumatologen bzw. niedergelassenen Mediziner eingesetzt werden, siehe Tabelle 1

Tabelle 1: Die Messergebnisse werden mit dem LFA Reader (Abbildung 1) quantifiziert. Rote Markierung: ACPA-positiv. Die eingesetzten ACPA Peptide (Peptid 50042 und Peptid 50045) reagieren mit RA Patientenseren mit unterschiedlichen Reaktivitäten.

Mit dem IndyMed-ACPA Schnelltest wird es dem Mediziner ermöglicht, schon beim Erstbesuch eines Patienten Gewissheit zu erlangen, ob eine ACPA positive RA vorliegen könnte. Dieser Test soll mit Beginn der Förderphase einem ausgewählten Klientel von Ärzten (größtenteils Rheumatologen, bzw. Hautärzten zur Abgrenzung der Psoriasis Arthritis) zur Verfügung gestellt werden. Das übergeordnete Ziel soll es sein, u.a. in Erfahrung zu bringen, inwieweit Schnelltests eine Akzeptanz in den Händen niedergelassener Ärzte erhalten, Meilenstein 1: Sensitivität und Spezifität des Schnelltests, Meilenstein 2: Akzeptanz des Schnelltests

Arbeitspaket AP 2: Multiplex-ACPA Assay
Der Multiplex-ACPA Assay wird genutzt, um Rheuma-Patienten zu subklassifizieren. Mit dem Multiplex-ACPA-Assay wird definiert, ob die RA-Antikörper eines RA-Patienten viele unterschiedliche oder nur wenige spezifische ACPA-Peptide erkennen. Hierzu wurden anfangs von der Firma IndyMed in Zusammenarbeit mit dem Institut für Immunologie (Universität Rostock) über 8.000 unterschiedliche citrullinierte Peptide analysiert. Für den Multiplex-ACPA-Assay (n=92 Peptide) sollen die aussagekräftigsten ACPA Peptide bestimmt werden, die sich eignen, um ACPA Antikörperreaktivitäten in Seren von RA-Patienten zu bestimmen. Antikörper sollen in RA Seren charakterisiert werden, die mit vielen citrullinierten Peptiden reagieren, bzw. RA-Patienten identifiziert werden, die nur wenige, aber dann hochspezifische ACPA Antikörperspezifitäten aufweisen. Meilenstein 3: Erstellung des Multiplex ELISA: Hierzu werden 50 bis 100 citrullinierte Peptide in Kavitäten von ELISA-Platten gespottet (Unterauftrag mit der Firma Diarect), um eine Auswahl von citrullinierten Peptiden bestimmen zu können, die sich für eine Multiplex-Analyse eignen, siehe auch das Pilotexperiment mit der Firma Scienion (Abbildung 4).

Abbildung 4: Pilotprojekt Scienion / Peptide wurden in unterschiedlichen Konzentrationen zusammen in einzelnen Kavitäten einer ELISA-Platte gespottet, mit Patientenseren inkubiert und colorimetrisch mit dem Scienion Scanner quantifiziert.

In Zusammenarbeit mit der Firma Diarect wurde u.a. untersucht, ob es möglich ist, Proteine und Peptide in der gleichen Kavität einer ELISA-Platte aufzutragen und Antikörper-Antworten gegen diese Proteine und Peptide zu messen. Entsprechende Standard-Operating-Procedures (SOPs) zum Spotten von Peptiden sind im Rahmen eines ZIM-Projektes (2013-2015) zusammen mit der Firma Diarect erstellt worden. Es ist vorgesehen, dass die Firma Diarect im Rahmen eines Unterauftrages die citrullinierten IndyMed-Peptide in ELISA-Platten spotten wird. Die Antikörperreaktivitäten der dort zu verwendenden citrullinierten Peptiden werden vergleichend im Multiplex-Bead-Verfahren getestet (Aufgabe von Frau Flechtner, Institut für Immunologie). Die Auswahl der bestmöglichen 8 Peptide soll im Arbeitspaket 2 in den Monaten 6 bis 18 (Meilenstein 4: Optimierte ACPA-Peptid-Kombination, N=8) bestimmt werden, um dann diese in den folgenden Monaten für den Einsatz im Multiplex Lateral Flow Assay (n=8 unterschiedliche Peptide) näher charakterisieren zu können (Monate 15 bis 24) (Meilenstein 5: Meßergebnisse mit dem Multiplex Lateral Flow Assay).

Arbeitspaket AP 3: IndyMed-ACPA-Activity Assay
Erste Ergebnisse mit dem IndyMed-ACPA-Activity-Assay lassen es möglich erscheinen, RA Patienten zu definieren, die im weiteren Verlauf der RA Erkrankung eine starke Knochendestruktion aufweisen werden. Die Firma IndyMed hat Citrullin-Epitope humaner Proteine bestimmt, deren ACPA Reaktivitäten mit einer zunehmenden Knochendestruktion nach Steinbroker-Klassifikation (1949) einhergingen, siehe Abbildung 5 (Patent Einreichung EP13195376.2).

Abbildung 5:
Die Steinbroker-Werte (X-Achse: 0, 2, 3, 4) wurden mit den ACPA Mittelwerten, die mit 10 ACPA Peptiden (IndyBio 1 -10) gemessen wurden, in Beziehung gesetzt (y- Achse; relative Einheiten).Insgesamt wurden 45 RA Seren getestet.

Das Ziel im Arbeitspaket AP3 ist es, die Robustheit der IndyMed-ACPA-Activity-Assay- Meßergebnisse an ausgewählten RA-Patientenkohorten im Rahmen des IndyRA Netzwerkes des Ideenwettbewerbs mit Unterstützung des Rheumazentrums in Greifswald zu bestätigen. Insbesondere sollen die verwendeten ACPA Peptide auf Ihre Aussagekraft hinsichtlich Sensitivität und Spezifität validiert werden. Das zentrale Ziel ist es, einen IndyRA-Mehrfachschnelltest anzubieten (siehe Abbildung 2), der Aussagen zur Intensität einer möglicherweise fortschreitenden Knochendestruktion machen könnte. Diese Zielrichtung wird durch die Publikation Harre und Mitarbeiter (2012) unterstützt, die beschreibt, dass gegen citrulliniertes Vimentin gerichtete Antikörper die Osteoklastogenese und die Knochenresorption beeinflussen, siehe auch Kleyer et al., 2014. Meilenstein 6 (Bestimmung aggressiver RA-Formen): Aufgrund dieser Analysen könnten dann aggressive RA-Erkrankungen identifiziert werden, die dann umgehend mit Biologika therapiert werden sollten. Meilenstein 7 (Multiplex-LFA-Test): Aggressive RA Formen sollen über einen Multiplex-LFA-Schnelltest der 2. Generation identifiziert werden.

Publikation:
Harre U, Georgess D, Bang H, Bozec A, Axmann R, Ossipova E, Jakobsson PJ, Baum W, Nimmerjahn F, Szarka E, Sarmay G, Krumbholz G, Neumann E, Toes R, Scherer HU, Catrina AI, Klareskog L, Jurdic P, Schett G (2012): Induction of osteoclastogenesis and bone loss by human autoantibodies against citrullinated vimentin. J Clin Invest 122:1791-802.

Arbeitspaket AP 4: ACPA-basierte Therapie-Entscheidung
Ungefähr 10 % aller RA Patienten werden mit Biologika (Anti-TNF Blocker, Anti-CD20 Antikörper (B- Zell-Depletionstherapie), weil die Standardtherapie mit DMARDS (disease-modifying antirheumatic drugs) entweder keine Wirkung zeigt oder die Nebenwirkungen der Standardtherapie zu hoch sind. Im Falle der Anti-TNF Therapie treten ca. 30% Therapie-Versager auf, die dann mit Anti-CD20 behandelt werden. Die Firma Indymed hat sich zum Ziel gesetzt, ACPA Peptide zu bestimmen, die eine Therapieentscheidung a priori zwischen beiden Biologika-Klassen ermöglichen, siehe Abbildung 6. Meilenstein M8: Biologika-Response/TNF. vs. B-Zell-Depletion.

Abbildung 6: Eine retrospektive Kohorte von RA Patienten (n=31), von denen n=24 auf eine Therapie mit anti-CD20/Rituximab angesprochen haben, während n=9 keine Therapieantwort zeigten, wurden genutzt, um citrullinierte Peptide zu bestimmen, die für eine Therapievorhersage eingesetzt werden können. Von einer Gruppe von n=312 RA Patienten wurden 112 als Responder auf eine Anti-B-Zell-Therapie vorhergesagt, während 200 Patienten nicht reagieren sollten.

Arbeitspaket AP 5: IndyMed-ACPA-Early Assay
Der IndyMed-ACPA-Early Assay soll Probanden identifizieren, die möglicherweise zukünftig an RA erkranken könnten. Hierzu werden Seren von Blutspendern untersucht, um ACPA Peptide zu ermitteln, die bevorzugt von Antikörpern in Seren von Blutspendern gefunden werden. Hierzu wird die bestehende Kooperation mit der Blutbank der Universitätsmedizin (Prof. Kiefel) genutzt. Die Blutspender mit positivem ACPA Wert könnten sich dann an der Erhebung einer prospektiven Langzeit-Studie beteiligen.

Umsetzung: grober Ablaufplan, Instrumente, Methodik und Meilensteine zur Zielerreichung, Einbeziehung von Qualitätskriterien

Der Arbeitspakete mit zeitlicher Zuordnung einschließlich assoziierter Meilensteine sind in obiger Tabelle (Tabelle 2) aufgelistet. Instrumente der Analyse sind Messverfahren zur Bestimmung von Epitope-Antikörper-Reaktivitäten (Methodik: EAR). Die Zielerreichung wird durch Vergleichsmessungen mit etablierten ACPA Assays validiert. Als Qualitätsmaß für die Güte der IndyRA Assays dienen statistische Verfahren zur Bestimmung der Sensitivität, der Spezifität, der Linearität und der Reproduzierbarkeit.

Kooperationsspektrum, Branchenbezug, Organisation
Das Institut für Immunologie, bzw. die Firma IndyMed, sind eingebunden in nationale Netzwerkstrukturen: Es wurden Pilotprojekte zur Multiplexanalytik mit der Firma Scienion durchgeführt (siehe Geräteanschaffung), mit der Firma Diarect zur Herstellung mit Mulitplex-Plattformen ELISA-Plattformen und mit dem IMBT in Golm/Potsdam zur Etablierung von Lab-on-the-Chip RA Assays. Der RA-Lateral.-Flow Assay wurde in Kooperation mit der Firma Dr. Fooke Laboratories erstellt.
Die Innovation der Firma IndyMed besteht darin, dass mittels der ACPA IndyMed-Assays bestimmt werden kann, welche ACPA Epitop-Strukturen sich am besten eignen, um folgende Aussagen zu Citrullin-Epitopen tätigen zu können: I.Epitope, die generell bei einer RA vorkommen, II. Epitope, die eine aggressive von einer weniger aggressiven RA unterscheiden lassen, und III. Epitope, die den Beginn einer RA ankündigen können. Die IndyMed-Assays haben das Potential, Markanteile am internationalen Diagnostikmarkt erhalten zu können.

Management des IndyRA Projektes: Der IndyRA Ideenwettbewerb wird von Herrn Prof. H.-J. Thiesen koordiniert, see www.euro-ra.de/IndyRA . Am IndyRA-Beratergremium wird Prof. Merk (Rheumazentrum Greifswald) als Rheumatologe die klinischen Aspekte vertreten, Prof. Altiner wird Aspekte der Allgemeinmedizin berücksichtigen, Prof. Glocker (Proteom-Zentrum Rostock) Aspekte der externen Assay-Validierung. Frank Graage von Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost wird das Projektmanagement begleiten, um eine weitere Vernetzung im Baltischen Raum möglich zu machen. Als Kommunikationsplattform wird ein Intranet-Zugang unter www.euro-ra.de/IndyRA für die Kooperationspartnern zugänglich gemacht. Die Fragebogenaktion zur Akzeptanz von Schnelltests in der RA wird über das Intranet durchgeführt (Juliane Schmidt).

Übergeordneten Perspektiven:
Hinsichtlich einer nachhaltigen Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft kommt eine Vernetzung lokaler Versorgungsstrukturen mit den im Land entwickelten Innovationen (neueste Diagnose-Verfahren zur individualisierten Rheumadiagnostik-und -therapie) nicht nur den Rheumapatienten des Landes und den Reha-Zentren zugute, sondern es wird auch die Attraktivität des Forschungsstandortes MV gesteigert. Hierzu integriert das IndyRA Projekt über das Rheumazentrum Greifswald Klinikeinrichtungen, niedergelassene Fachärzte (Rheumatologen) und Allgemeinmediziner in die Evaluation von RA Diagnose- und Therapieverfahren, die u.a. dazu beitragen können, die Pathogenese der RA besser zu verstehen. Der IndyRA Ideenwettbewerbsbeitrag propagiert eine enge Vernetzung zwischen forschenden Firmen und Gesundheitsinstitutionen, damit Medizin-Produkte bzw. Diagnostikverfahren krankheitsspezifisch entwickelt werden können, bzw. deren Wertigkeiten im Krankheitsverlauf bestimmt werden können. Die IndyMed-Produkte würden bei erfolgreicher Validierung weltweit über Diagnostikfirmen vertrieben werden können (Erhöhung der Exportquote des Landes durch marktfähige Produkte).Die Integration von ortsansässigen forschenden Unternehmen mit Gesundheitszentren wie hier dem Rheumazentrum Greifswald gewährleisten, dass vergleichbare Netzwerkstrukturen auch in anderen Bereichen der Medizin ihre Nachahmer finden können (Vernetzung Forschung-Klinik-Patientenbetreuung). Wenn innovative Dienstleistungen auch über die Reha-Zentren den Patienten zugänglich gemacht werden können, steigt damit auch die Attraktivität der Reha-Einrichtungen in MV. Über die Förderung des IndyRA Projektes können neue wettbewerbsfähige und beschäftigungswirksame Produkte entwickelt werden, die die Dienstleistungsangebote der hiesigen Gesundheitswirtschaft erweitern, bzw. verbessern (Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen).


Dieses Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern.